Der Einfluß von Geruchs- und Geschmacksstoffen auf die Wahl der Fraßpflanzen beim großen braunen Rüsselkäfer Hylobius abietis L.

Autor/innen

  • Bernhart Ohnesorge

DOI:

https://doi.org/10.21248/contrib.entomol.3.5.437-468

Abstract

1. Koniferenrinde und -bast müssen, da Preßsäfte daraus den Rüsselkäfer anlocken, Lockstoffe enthalten, die ihn zu seinen natürlichen Fraßpflanzen führen. Diese Lockstoffe, oder ein Teil von ihnen, sind in Äther löslich. - 2. Auch Fichtennadel-Preßsaft lockt, regt aber weniger zum Fraß an; die Käfer wechseln nach kurzem Fraß zum daneben gebotenen Fichtenbastsaft über, sei es, weil die Zucker in ihnen weniger günstig zusammengesetzt sind oder der Harzgehalt sie abstößt. - 3. Die Lockstärke der Rindenbastsäfte ist bei den einzelnen Holzarten verschieden groß. Kiefernbastsaft lockt die Rüsselkäfer 4 mal so stark an wie Fichtenbastsaft; die übrigen Nadelhölzer sind sich in dieser Hinsicht ähnlicher. Die Reihenfolge in der Lockstärke dürfte etwa folgende sein: Kiefer, Fichte, Weißtanne, Douglasie, Lärche, Tsuga heterophylla. - 4. Auch die Bastpreßsäfte der Laubhölzer sowie die Preßsäfte mancher anderen Pflanzen, untersucht wurden nur Kohlrabi und Weintrauben, locken an, jedoch nur mit einem Bruchteil der Intensität wie die Nadelhölzer. - 5. Die Harze der Nadelhölzer, die für den Menschen den typischen Nadelholzgeruch verkörpern, locken den Rüsselkäfer, entgegen älterer Ansicht, nicht an, sondern stoßen ihn vielmehr ab. - 6. Es gibt mehrere chemisch einwandfrei definierte Stoffe, die den Rüsselkäfer anlocken. Von sechs untersuchten organischen Verbindungen erwiesen sich Formaldehyd, Azetaldehyd, Aceton, Essigsäure und Oxalsäure als Lockstoffe. Keine von ihnen erreicht aber die Lockstärke des Nadelholzbastsaftes oder der anderen von mir untersuchten Pflanzensäfte Die Wirksamkeit des Formaldehyds läßt sich durch Vergrößerung der Konzentration nicht beliebig steigern, denn von einer bestimmten Konzentration an stößt er ab. Die anderen Stoffe wurden daraufhin noch nicht untersucht. Ameisensäure und Salzsäure locken in keiner Konzentration an. - 7. Der Rüsselkäfer kann Zuckerlösungen verschiedener Konzentration unterscheiden. Das kann nur durch den Besitz eines Geschmackssinnes erklärt werden. - 8. Der Rüsselkäfer kann Zuckerlösungen in weit geringerer Konzentration von Wasser unterscheiden, als er sie in seiner natürlichen Nahrung, den Nadelholzbastsäften antrifft. - 9. Den höchsten molekularen Süßungsgrad hat der Rohrzucker. Fast ebenso groß ist der der Fructose. Es folgen die Di- und Monosaccharide Maltose, Glucose, Galactose, Mannose und Arabinose mit molekularen Süßungswerten zwischen 1/2 und 1/7. Xylose stört die Ermittlung des Süßungswertes durch eine Lockwirkung. Für die Lactose konnte kein Süßgeschmack nachgewiesen werden. - 10. Der künstliche Süßstoff Saccharin besitzt keinen Süßgeschmack für den Rüsselkäfer. - 11. Duftstoffe und Geschmacksstoffe wirken bei der Nahrungssuche und dem Fraß des Rüsselkäfers folgendermaßen zusammen: Die Duftstoffe locken ihn zur Duftquelle und lösen dort Fraßversuche aus, fungieren also als Lockstoffe sowie auch kurze Zeit als fraßanregende Stoffe. - Über die Intensität und die Dauer des Fraßes entscheiden die Geschmacksstoffe.

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Veröffentlicht

1953-10-31

Zitationsvorschlag

Ohnesorge, B. 1953: Der Einfluß von Geruchs- und Geschmacksstoffen auf die Wahl der Fraßpflanzen beim großen braunen Rüsselkäfer Hylobius abietis L. - Beiträge Zur Entomologie = Contributions to Entomology 3(5): 437–468 - doi: 10.21248/contrib.entomol.3.5.437-468

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