Das Reifen der Geschlechtsdrüsen bei dem großen Fichtenborkenkäfer und sein Einfluß auf das Verhalten der Tiere.

Autor/innen

  • Ernst Merker
  • Maria Wild

DOI:

https://doi.org/10.21248/contrib.entomol.4.3-4.451-468

Abstract

Der Reifezustand der Fichtenborkenkäfer ist größtenteils für ihr Verhalten im Laufe des Jahres maßgebend. Die verschiedenen Grade der Reife lassen sich am Bau der Gonaden erkennen (Fig. 8). Ihr zunehmendes Ausreifen wird äußerlich an dem dunkler-werdenden Chitinpanzer angezeigt. Der Reifezustand schwarzer Altkäfer läßt sich nur durch Sektion feststellen. Im Frühjahr und Herbst ist das Verhalten der Kerfe in besonders strenger Weise von der Gonadenreife abhängig. Die überwinterten Fichtenborkenkäfer haben auf alle Fälle im Frühjahr einen Reifungsfraß nötig. Sie vollziehen ihn entweder in ihren Winterverstecken (Bäumen, Stöcken und unterirdischen Wurzeln) oder sie müssen nach dem Verlassen des Bodens zu Fuß an bestimmte Fraßorte gelangen (Reisig, Stöcke, stehende Bäume oder Fangbäume). Unreife Käfer fliegen nicht und machen auch bei hohen Temperaturen im Frühjahr vor völliger Reife weder einen Brutflug, noch einen Brutfraß. Zum Brutflug, Mitte April in Süddeutschland, bedarf es außerdem einer Schönwetterlage mit Temperaturen über 20°C. - Im Herbst verlassen die schwarzen Altkäfer ihre Brutgänge und die halb- bis dreiviertelreifen lederbraunen Jungkäfer ihren Geburtsort. Sie suchen sich andere Winterunterschlupfe. - Blaßgelbe und strohgelbe Käfer müssen dagegen im Brutbaum bleiben, weil sie sich wegen des zu weichen Chitins noch nicht durch die Borke arbeiten können. - Gleichfarbige Käfer haben stets den gleichen Reifegrad ihrer Geschlechtsdrüsen, einerlei wo sie sich aufhalten. Ob hungernde Käfer ebenfalls mit dem Ausfärben des Chitins zurückbleiben, wurde nicht beobachtet. - Die Körpertemperatur der Käfer beim Flugbeginn ließ sich durch Versuche im Zimmer ohne Sonne und Versuche im Dunkeln feststellen. Unreife gelbe bis hellbraune Käfer flogen nie, mochten die Temperaturen auch ungewöhnlich hoch sein. Manche dunkelbraune reife Käfer verzichteten mitunter trotz hoher Temperaturen ebenfalls auf das Fliegen. - Vereinzelte andere flogen aber bereits bei knapp 18°С Körperwärme, während die große Mehrzahl bei einer Körperwärme von 23°C zu fliegen begann. In unreifem Zustand flogen auch die schwarzen Elternkäfer nicht, die bereits einen Brutflug ausgeführt hatten. Von den reifen schwarzen Käfern flogen einige bereits unter 20°C. In der Mehrzahl warteten sie ebenfalls eine Körperwärme von 23°С ab. Das Fliegen der Käfer wird nicht nur von der Temperatur, sondern auch vom Licht und seiner Stärke gesteuert. In der Dunkelheit flogen weniger Tiere als im Tageslicht des Zimmers und im Sonnenlicht mehr als im Zimmer. So läßt sich verstehen, daß manche reife Käfer in unseren Zimmerversuchen nicht zum Fliegen gebracht werden konnten. - Bei Temperaturen von 50 und mehr Grad starben alle Käfer rasch. Auch bei Temperaturstufen um 45°С starben sie. Es zeigte sich aber, daß die unreifen hellen Käfer empfindlicher waren als die reiferen dunklen Tiere. Auch schwarze regenerierende Altkäfer waren so empfindlich wie die hellen jungen.

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Veröffentlicht

1954-09-30

Zitationsvorschlag

Merker, E., & Wild, M. 1954: Das Reifen der Geschlechtsdrüsen bei dem großen Fichtenborkenkäfer und sein Einfluß auf das Verhalten der Tiere. - Beiträge Zur Entomologie = Contributions to Entomology 4(3-4): 451–468 - doi: 10.21248/contrib.entomol.4.3-4.451-468

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