Über Biologie, Massenwechsel und Bekämpfung von Adoxophyes orana Fischer von Roeslerstamm (Lepidoptera: Tortricidae).

Autor/innen

  • Margot Janssen

DOI:

https://doi.org/10.21248/contrib.entomol.8.3-4.291-324

Abstract

A. orana hatte jährlich zwei sich überschneidende Generationen und überwinterte gewöhnlich als L2 oder als L3. Bei günstiger Witterung konnte sich die zweite Generation im Herbst noch bis zur Imago entwickeln. Die Imago ist nicht sehr flugtüchtig. In Gefangenschaft erhöhte Ernährung (Honigwasser) Eizahl und Lebensdauer. Begattung (in Gefangenschaft mehrmals) und Eiablage fanden vornehmlich in den späten Nachmittag- und Abendstunden statt. Die Eier (im Labor max. 436 Weibchen) wurden in flachen Gelegen auf glatte, vorzugsweise unbehaarte Blattflächen (Apfel: Blattoberseite, Kirsche und Birne: Blattunterseite) und Früchte abgesetzt. Klimakammerversuche, bei denen Lebensdauer der Falter, Eizahl, Eientwicklung und Dauer der Puppenruhe unter verschiedenen Bedingungen geprüft wurden, ergaben, daß A. orana in einem rel. weiten Temperaturbereich existenzfähig ist (10-30°C), an die Luftfeuchtigkeit aber höhere Ansprüche stellte (mind. 60%). Eiraupen ließen sich unmittelbar nach dem Schlüpfen verwehen und konnten so zur Verbreitung des Schädlings beitragen. Seine Spinn- und Fraßgewohnheiten werden beschrieben. - Gewöhnlich machten die Sommerraupen 5, die Winterraupen 6-7 Stadien durch. Die Raupe lebte polyphag. U. a. wurden folgende Früchte befressen: Apfel, Birne, Pfirsich, Aprikose, Mirabelle, Kirsche, Pflaume und Johannisbeere. Im Bonner Raum wurde eine Massen Vermehrung 1950 auffällig. Ihr natürlicher Verlauf war wegen gleich einsetzender Bekämpfungsmaßnahmen nicht zu verfolgen. Zu den Dezimierungsfaktoren des Wicklers zählte eine Polyedervirose, die weit verbreitet, unterschiedlich intensiv auftrat. Der Eiparasit Trichogramma sp. (Chalc.) wirkte sich nur in einer Anlage nennenswert aus (ca. 70% Parasitierung). Altraupen der Wintergeneration wurden zu geringem Prozentsatz von der Braconide Meteorus ictericus Nees belegt. Der Parasitierungsgrad wuchs mit der Zahl der Mitte Mai noch nicht verpuppten Raupen. Aus Sommerraupen schlüpften hauptsächlich M. ictericus und Colpoclypeus silvestrii Lucch. (Chalc.). Weiter wurden z. T. nur selten aus Sommerraupen gezogen: 4 Ichneumoniden-, 4 Braconiden,- 2 Tachiniden-Arten und 1 Chalcidide. An den im Herbst lebenden Winterraupen (1.-3. Stadium) parasitierten zu etwa 30% C. silvestrii, in einem Ausnahmefall (ältere Stadien) auch 1 Ichneumodinen- und 1 Braconiden-Art. Bei der quantitativ geringen Parasitierung der Puppen waren 9 Ichneumoniden-, 3 Chalcididen-Arten und 1 Tachiniden-Art beteiligt. 3 Ichneumoniden-Arten traten nur sehr vereinzelt als Hyperparasiten (Parasiten von M. ictericus) auf. - Hymenopteren und Dipteren allein bildeten keinen ernstlichen Dezimierungsfaktor im Massenwechselgeschehen von A. orana. Biologische Beobachtungen an den drei häufigsten Parasiten werden wiedergegeben. In Kleingärten mit artenreicher Biozönose spielten Räuber bei der Niederhaltung von A. orana eine bedeutende Rolle. An der Vertilgung von Eiern und Raupen waren beteiligt: Parus caeruleus L., Coccinella septempunctata Lanthocorus sp., Forficula uricularia L. und Thrombidium sp. A. orana gehört seit langem zum Insektenbestand unserer Obstgärten. In vergangenen Jahren kam sie in Erwerbsobstplantagen zu einer auffälligen Übervermehrung, die gerade in Plantagen erfolgen konnte, weil a) diese eine nahrungsreiche Monokultur darstellen, b) sie im Gegensatz zu Wildpflanzenbeständen längere Zeit junges Laub und im allgemeinen auch weicheres Laub ausbilden, c) sie normalerweise nur wenige Parasiten und Räuber beherbergen und d) jene, wenn sie sich im Gefolge eines Schädlings einstellen, infolge der regelmäßigen Insektizidbehandlungen nicht hochkommen können. Der Schadfraß an jungen Blättern konnte u. U. das Triebwachstum hemmen und - falls er über mehrere Jahre anhielt - junge Bäume durch Minderung ihrer assimilierenden Blattfläche schwächen. Früchte wurden durch Altraupen der Sommergeneration (tiefer gehender Muldenfraß) und Jungraupen der Wintergeneration (flacher Schabe oder Naschfraß) im Wert gemindert. Die Ausbildung von Wundkork führte vielfach zu Deformation und Rißbildung. Pilzinfektion waren bei befressenen Früchten häufig. Günstige Angriffspunkte für erfolgreiche Bekämpfung boten im Frühjahr gerade aus dem Winterversteck geschlüpfte Raupen und die ersten Stadien der Sommer-, bzw. Wintergeneration. DDT, Phosphorester, Lindan und DDT mit Phosphorestern oder Lindan kombiniert haben sich bewährt. Starker Befall forderte zweimalige Behandlung der über einen längeren Zeitraum auftretenden Eiraupen.

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Veröffentlicht

1958-07-31

Zitationsvorschlag

Janssen, M. 1958: Über Biologie, Massenwechsel und Bekämpfung von Adoxophyes orana Fischer von Roeslerstamm (Lepidoptera: Tortricidae). - Beiträge Zur Entomologie = Contributions to Entomology 8(3-4): 291–324 - doi: 10.21248/contrib.entomol.8.3-4.291-324

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