Biologisch-ökologische Untersuchungen über die Blattläuse der Unkraut- und Ruderalflora Berlins (Homoptera: Aphididae).

Autor/innen

  • Ralph Schwarz

DOI:

https://doi.org/10.21248/contrib.entomol.9.5-6.473-506

Abstract

In den Jahren 1956 und 1957 wurde im Berliner Großstadtbereich Biologie und Ökologie der Blattläuse der Unkraut- und Ruderalflora untersucht. - 1. Die auf den untersuchten Unkraut- bzw. Ruderalpflanzen in Eiform überwinternden Blattlausarten waren ausschließlich mono- bzw. oligophag. Ihre Überwinterungswirte waren vorwiegend zwei- oder mehrjährige Pflanzen, die hauptsächlich an ruderalen Standorten angetroffen wurden. - 2. Die Schlüpfdaten aller untersuchten Blattlausarten lagen 1957 beträchtlich früher als 1956. Eine im Frühjahr 1956 beobachtete hohe Mortalität von Myzodes persicae Sulz. konnte darauf zurückgeführt werden, daß die Stadienabläufe der Blattlaus (Schlüpfdatum) und des Wirtes (Aufbrechen der Knospen) nicht übereinstimmten. An Doralis jabae Scop. wurden quantitative Untersuchungen über die Entwicklung der Population auf Evonymus europaea L. bis zum Abflug angestellt. Dabei zeigte sich, daß die Population an verborgenen Standorten, die dem Zuflug von Blattlausfeinden nicht zugänglich war, rascher ansteigt als an offenen Standorten, dort aber auch wieder schroffer abfällt. Die Angaben von Benett (1955), daß Brachycaudus helichrysi Kalt, schon im Herbst schlüpft und sich dann weiterentwickeln kann, konnte bestätigt werden. - 3. Überwinterung durch Anholozyklie im Freiland fand nur im milden Winter 1956/1957 statt, nicht dagegen im strengen Winter 1955/1956. - 4. Für die Verbreitung der Blattläuse im heterogenen Ruderalbestand sind die pflanzensoziologischen Gegebenheiten ihrer Wirtspflanzen von Bedeutung. - 5. In beiden Jahren wurde der Massenwechsel der Gesamtpopulation durch Direktbeobachtung und die der Geflügelten in der Luft durch Aufstellen von Gelbschalen festgestellt und graphisch dargestellt. Hinsichtlich des Anteils der Geflügelten verschiedener Blattlausarten am Gesamtflug zeigt sich in beiden Jahren die gleiche Reihenfolge der Geflügeltenmaxima verschiedener Arten: Brachycaudus helichrysi Kalt., Doralis fabae Scop., Aphidula nasturtii Kalt, und Brevicoryne brassicae L. Während 1956 der Massenwechsel der Ungeflügelten und das Auftreten von Geflügelten gleichsinnig verlief, bestand 1957 eine Diskrepanz zwischen der Stärke der Gesamtpopulation und der Zahl der geflügelten Blattläuse in der Luft (stärkerer Flug als die Populationshöhe erwarten ließ). - 6. Durch Direktbeobachtungen und Gelbschalenfänge wird das Auftreten von Gynoparen und Männchen in den Vorherbsten der beiden Beobachtungsjahre miteinander verglichen und im Herbst 1955 ein stärkerer Anflug auf die Winterwirte festgestellt als im Herbst 1956. - 7. An den untersuchten Blattlauskolonien traten in der Reihenfolge ihrer Bedeutung folgende Blattlausfeinde auf: Coccinelliden, Syrphiden, Schlupfwespen, Ghrysopiden, Itonididen und Thrombidiiden. Ihre Entwicklung wurde durch Direktbeobachtung und (bei Syrphiden) Gelbschalenfänge verfolgt. Die Kolonien von Doralis fabae an Evonymus wurde 1956 vorwiegend, 1957 ausschließlich durch Coccinelliden und deren Larven dezimiert. Während Syrphiden und Schlupfwespen 1957 in den Blattlauskolonien an den Sommerwirten viel schwächer vertreten waren als 1956, war die Coccinellidenpopulation 1957 größer als im Vorjahr. Der Hauptflug der Syrphiden und Schlupfwespen fand 1956 im Spätsommer nach Abklingen des Blattlausfluges statt, dagegen zeigte sich 1957 bei viel schwächerem Flug kein eindeutiger Schwerpunkt. Der ausgeglichenere Massenwechsel der Blattläuse an den Pflanzen ruderaler Standorte- der sich besonders während der Populationsdepression der Blattläuse im Spätsommer bemerkbar macht - wirkt sich vorteilhaft für die Erhaltung einer Population von Blattlausfeinden aus.

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Veröffentlicht

1959-09-30

Zitationsvorschlag

Schwarz, R. 1959: Biologisch-ökologische Untersuchungen über die Blattläuse der Unkraut- und Ruderalflora Berlins (Homoptera: Aphididae). - Beiträge Zur Entomologie = Contributions to Entomology 9(5-6): 473–506 - doi: 10.21248/contrib.entomol.9.5-6.473-506

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473-506