Cinara curvipes (Patch) (Sternorrhyncha, Lachnidae) - eine invasive Rindenlaus in Mitteleuropa.

Autor/innen

  • Stephan Scheurer

DOI:

https://doi.org/10.21248/contrib.entomol.56.2.463-464

Abstract

Seit dem Jahr 2000 wird die schwarz gefärbte und 4,5 bis 5,3 mm große Cinara curvipes (Patch) im Raum Eberswalde im Bundesland Brandenburg im Freiland ganzjährig an ihren Wirtspflanzen Abies grandis und A. concolor beobachtet, auch auf A. koreani und A. veitchii wurde diese Art gefunden. Diese Rindenlaus saugt vorzugsweise am Stamm, an den Astunterseiten und Astansatzstellen. In Deutschland fand man C. curvipes ebenfalls in den Bundesländern Bayern, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Es gelang, die bisher unbekannten Fundatrices, oviparen Weibchen sowie die nur an einem Fundort in den USA festgestellten geflügelten Männchen und die nicht bekannten Wintereier nachzuweisen, auch wurde eine genaue Beschreibung der Alatae möglich. Der Jahresrhythmus dieser bisher nur aus den USA, Kanada und Mexiko bekannten Rindenlaus wurde ermittelt. Dabei zeigte sich, dass in Mitteleuropa die jährliche Generationenfolge dieser Species sowohl holozyklisch als auch anholozyklisch ablaufen kann. Im Holozyklus folgen auf die aus den Wintereiern schlüpfenden Fundatrices (Stammmütter) noch fünf Generationen, wobei allein die letzte Generation zweigeschlechtlich ist und mit der Ablage der Wintereier den Jahreszyklus abschließt. Im Anholozyklus entstehen weder ovipare Weibchen noch Männchen: es folgen während eines Jahres parthenogenetisch sechs Generationen aufeinander, wobei die letzte, von der V5 bis in den November hinein geborene Generation (V6) überwintern kann. Nach erfolgter Überwinterung dieser V6-Generation (Anholozyklus) und deren im März beginnender Vermehrung können sich bereits im Mai an Astunterseiten und Stämmen der Wirtspflanzen aus mehreren tausend Individuen bestehende Rindenlauskolonien entwickeln. Das ist ein bei einheimischen Cinara-Arten bislang nicht bekanntes Phänomen. – Die Angehörigen der V3-Generation beider Zyklen führen durch die Geburt sowohl von V4 als auch von Sexuparae zur gegenseitigen Überlappung von Anholozyklus und Holozyklus (sogar an einem Baum). - Bereits im März, während der Sommermonate und noch im November und Dezember, also vor der Überwinterung larvaler und adulter Morphen, scheidet C. curvipes große Mengen Honigtau aus. Dieser ist vom zeitigen Frühjahr bis in den November/Dezember eine wichtige Nahrungsgrundlage für Formiciden und Vespiden. - Die Ursachen für das weitgehende Fehlen von Insekten als Prädatoren und die mögliche lokal begrenzte imkerliche Bedeutung werden diskutiert.

Stichwörter

Cinara curvipes (Patch), Germany, morphs, biology.

Downloads

Veröffentlicht

2006-12-15

Zitationsvorschlag

Scheurer, S. 2006: Cinara curvipes (Patch) (Sternorrhyncha, Lachnidae) - eine invasive Rindenlaus in Mitteleuropa. - Beiträge Zur Entomologie = Contributions to Entomology 56(2): 463–464 - doi: 10.21248/contrib.entomol.56.2.463-464

Ausgabe

Rubrik

Artikel
##plugins.themes.ctE.submission.pages##
463-464