Der Saisondimorphismus bei Zikaden der Gattung Euscelis Brullé (Homoptera, Auchenorrhyncha) (3. Beitrag zur Biologie mitteleuropäischer Zikaden).

Autor/innen

  • Hans Joachim Müller

DOI:

https://doi.org/10.21248/contrib.entomol.4.1.1-56

Abstract

Durch statistische Untersuchung eines größeren Sammlungsmaterials (über 1100 Ex.), systematische Kontrollfänge an bestimmten mitteldeutschen Fundorten und wiederholte Durchzüchtung (auch über mehrere Generationen) wird nachgewiesen, daß die 1806 von Fallen bzw. 1858 von Kirschbaum beschriebenen Jassiden (Homoptera, Auchenorrhyncha) Euscelis plebejus und Euscelis incisus nicht Arten, sondern lediglich die Sommerform (forma plebejus) und Frühjahrsform (forma incisus) einer, nun als Euscelis plebejus Fall, zu bezeichnenden Art darstellen. Die beiden Saisonmodifikationen unterscheiden sich durch hellere und dunklere Pigmentierung, größere oder geringere Körper- (und Flügel-) Maße, vor allem aber durch den größeren oder geringeren Umfang der bandförmig flachen Penisspitze. Diese trägt bei der Sommerform distale Loben und laterale, mehr oder weniger lange Dornen, die der Frühjahrsform weitgehend fehlen. Mit Hilfe künstlich variierter Tag-Nacht-Länge (Dunkelhauben) wird gezeigt, daß die Ausprägung dieser untereinander durch hohe positive Korrelationen verbundenen Saisoncharaktere ausschließlich von der während der mittleren Larvenstadien (L2-L4) herrschenden Photoperiode induziert werden, während die Höhe der Temperatur, im Gegensatz zu den Schmetterlingen, lediglich das Tempo, nicht aber das Ergebnis der Entwicklung beeinflußt. Damit übereinstimmend entwickelt sich im Freien die incisus-Form des Frühjahrs während der Kurztagbeleuchtung im Herbst und Frühjahr, die plebejus-Form des Hochsommers bei dem Langtaglicht um die Sommersonnenwende (Juni); und in Jahren mit langem warmen Spätsommer und Herbst Zwischenformen (die ökologischen Rassen E. pl. albingensis und E. pl. subplebejus W. Wagners) bei bereits abnehmender Tageslänge im Spätsommer. - Im Anschluß an diese Befunde werden bei verwandten Arten etwa bestehende ähnliche Saisondimorphismen, der systematische und biologische Wert des "Schloß-Schlüssel-Prinzips" sowie die Rolle der Photoperiodizität im Tierreich speziell bei Insekten diskutiert und die Vermutung ausgesprochen, daß diese auch beim Saisondimorphismus der Schmetterlinge neben dem Temperatureinfluß eine wichtige Rolle spiele.

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Veröffentlicht

1954-03-31

Zitationsvorschlag

Müller, H. J. 1954: Der Saisondimorphismus bei Zikaden der Gattung Euscelis Brullé (Homoptera, Auchenorrhyncha) (3. Beitrag zur Biologie mitteleuropäischer Zikaden). - Beiträge Zur Entomologie = Contributions to Entomology 4(1): 1–56 - doi: 10.21248/contrib.entomol.4.1.1-56

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Rubrik

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