Flügelgeäder und System der Dipteren unter Berücksichtigung der aus dem Mesozoikum beschriebenen Fossilien.

Autor/innen

  • Willi Hennig

DOI:

https://doi.org/10.21248/contrib.entomol.4.3-4.245-388

Abstract

Die Untersuchung des Flügelgeäders der wichtigsten Dipterenfamilien hat, unter Berücksichtigung anderer morphologischer Merkmale, zu Vorstellungen über die phylogenetische Verwandtschaft dieser Familien und Familiengruppen geführt, die in Fig. 266 dargestellt sind. Diese Darstellung erfordert noch einige erläuternde Bemerkungen. In ihr sind die wichtigsten morphologischen Merkmale so eingetragen, daß erkennbar wird, welche Übereinstimmungen als echte Synapomorphien, welche als Konvergenzen angesehen werden. So läßt sich feststellen, auf welchen Grundlagen die vertretenen Anschauungen von der phylogenetischen Verwandtschaft der großen Dipterengruppen beruhen. Eingetragen sind nur die apomorphen Merkmale. Selbstverständlich gehört zu jedem apomorphen Zustand eines Merkmales, formal betrachtet als Alternative, sein plesiomorpher Vorzustand. Beispielsweise gehört zu dem in Fig. 266 eingetragenen Merkmal "Querader tp fehlt (Diskoidalzelle offen)" der plesiomorphe Vorzustand, bzw. die plesiomorphe Alternative "Querader tp vorhanden (Diskoidalzelle geschlossen)" und dieses Merkmal ist ja auch bei zahlreichen Dipterenfamilien vorhanden, in der Fig. 266 aber nicht ausdrücklich eingetragen. Trotzdem ist erkennbar, welche Familien dieses Merkmal besitzen: alle diejenigen, bei denen unter dem angegebenen apomorphen Zustand keine Markierung eingetragen ist. Alle diese Familien sind hinsichtlich des genannten Merkmales plesiomorph ("symplesiomorph"): So läßt Fig. 266 zugleich auch den Umfang der morphologischen Übereinstimmung zwischen den berücksichtigten Familien erkennen. Große morphologische Übereinstimmung (einen hohen Grad morphologischer Ähnlichkeit) zeigen (natürlich nur hinsichtlich der berücksichtigten Merkmale) sowohl Familien, bei denen wenige Eintragungen vorhanden sind (z.B. Phryneidae und Trichoceridae) als auch Familien mit einer großen Zahl von Eintragungen in entsprechenden Merkmalen (z.B. die Familien der Fungivoriformia). Bedeutungsvoll sind nur die letzteren; bei den ersteren beruht die Übereinstimmung auf Symplesiomorphie. Allerdings ist bei den Familien, die in einer großen Zahl von Eintragungen übereinstimmen, noch zu entscheiden, ob die Ähnlichkeit auf Konvergenz oder ob sie auf echter Synapomorphie beruht. Wo Konvergenz angenommen wird, sind die Eintragungen bei den betroffenen Familien isoliert. Bei Annahme echter Symplesiomorphie sind sie miteinander verbunden. Die Tabelle läßt auch deutlich erkennen, wie sehr die Feststellung von Übereinstimmungen oder Unterschieden von der Anwendung des Begriffes "Merkmal" im Einzelfalle abhängt. In der Tabelle ist das apomorphe Merkmal "Diskoidalzelle fehlt (offen)" bei den Familien der Fungivoriformia, bei den Musidoridae, Phoridae und noch anderen Familien als vorhanden angezeichnet. Die genannten Familien stimmen in diesem "Merkmal" also überein. Die Öffnung bzw. der Verlust der Diskoidalzelle geschieht aber in recht verschiedener Weise: bei den Familien der Fungivoriformia erfolgt sie offenbar durch Verlust der abschließenden Querader tp, bei den Phoridae durch Heranrücken dieser Querader an die Flügelwurzel und darauf folgenden Verlust, bei den Musidoridae aber durch Verlust des zwischen ta und tp gelegenen Abschnittes von mx + m2. Im vorliegenden Falle ist auf diese Unterschiede keine Rücksicht genommen, weil das für die Folgerungen, die sich daraus ergaben, nicht besonders wichtig schien.

Downloads

Veröffentlicht

1954-09-30

Zitationsvorschlag

Hennig, W. 1954: Flügelgeäder und System der Dipteren unter Berücksichtigung der aus dem Mesozoikum beschriebenen Fossilien. - Beiträge Zur Entomologie = Contributions to Entomology 4(3-4): 245–388 - doi: 10.21248/contrib.entomol.4.3-4.245-388

Ausgabe

Rubrik

Artikel
##plugins.themes.ctE.submission.pages##
245-388